Drei Lieder. Vokaltranskriptionen von Clytus Gottwald
Die Musik für Chor a cappella spielt im Werk des Violinvirtuosen und Komponisten Louis Spohr (1784–1859) nur eine geringe Rolle, obwohl er den Chor vor allem in seinen frühromantischen Opern wirkungsvoll einsetzte. Nun hat Clytus Gottwald drei Klavierlieder Spohrs nach Texten von Goethe, Amalia Schoppe und Uhland für fünfstimmigen gemischten Chor transkribiert. Spohrs vom stilistischen Übergang gekennzeichnete Musik bietet in ihren Unbestimmtheiten in besonderer Weise Ansatzpunkte für Gottwalds von der Neuen Musik geprägte Bearbeitungstechnik.
Gottwalds Transkriptionen von Liedern und Instrumentalwerken für Vokalensemble, die sich durch ihren äußerst differenzierten Klang auszeichnen, haben sich in den vergangenen Jahren auf den Chorbühnen der ganzen Welt durchgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
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Komponist*in
Louis Spohr
| 1784-1859Louis Spohr, geb. 1784 in Braunschweig, gest. 1859 in Kassel. Galt als einer der besten Violinisten, Dirigenten und Komponisten seiner Zeit. Er erhielt Violinunterricht seit seinem fünften Lebensjahr. Bereits 1799 Geiger in der Braunschweiger Hofkapelle, dann Konzertmeister in Gotha; 1812 – 1815 Kapellmeister in Wien; ab 1822 Hofkapellmeister in Kassel, empfohlen von C. M. v. Weber. Ausgedehnte Konzertreisen brachten ihn u. a. mit N. Paganini zusammen. Er hinterließ über 200 Werke, darunter viele A-cappella-Chöre. Sein Oratorium "Die letzten Dinge" (1826) wurde im 19. Jahrhundert hoch geschätzt. zur Person
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Bearbeiter*in
Clytus Gottwald
| 1925-2023Der Chordirigent, Komponist und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald (1925 – 2023) hat für die zeitgenössische Chormusik wesentliche Beiträge geleistet. Als Redakteur für Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart stand er in produktivem Austausch mit seinen die Neue Musik begründenden Zeitgenossen Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und vielen anderen. Gottwald prägte mit seiner Schola Cantorum, einem 16-stimmigen Kammervokalensemble, maßgeblich die heute selbstverständlich gewordene A-cappella-Chorkultur auf höchstem technischem Niveau. Seine Transkriptionen von Klavierliedern oder Instrumentalstücken für vielstimmigen Chor a cappella, die in ihrer an Ligeti geschulten Satzweise höchste musikalische Ansprüche stellen, werden von Chören auf der ganzen Welt geschätzt. Clytus Gottwald wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, dem Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012 und dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2014. Seine Bedeutung für die Entwicklung der zeitgenössischen Chormusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. zur Person