Orgelimprovisation
Lehrplan und Arbeitshilfen
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Author
Reiner Gaar
| 1958
Reviews
Reiner Gaar: Orgelimprovisation - Lehrplan und Arbeitshilfen
Reiner Gaar: Orgelimprovisation - Lehrplan und Arbeitshilfen
Der Carus-Verlag hat seiner wissenschaftlichen Reihe zum Thema Orgelspiel, die mit der Laukvik-Schule zur historischen Aufführungspraxis begonnen hat, ein zweites interessantes Buch hinzugefügt: Reiner Gaars „Orgelimprovisation”. Dieses Buch, das für Studierende und Unterrichtende gleichermaßen zu benutzen ist, hat im Gegensatz zu den vorliegenden Improvisationsschulen von Gerok, Dupré, Gebhard oder Keller den Vorteil, dass es nicht hauptsächlich vom persönlichen Improvisationsstil des Autors geprägt ist. Es bietet einen großen Überblick über stilgerechte Improvisation an Hand von Originalliteratur, dazu zahlreiche Themen von G. Kaunzinger, D. Roth, H. Haselböck, A. de Klerk, Dupré, u.v.a. -Themen, die man sonst nur bekommt, wenn man selbst an Improvisationskursen oder Wettbewerben teilnimmt. Jedem Kapitel des Buches ist ein tabellarischer Lehrplan vorangestellt, danach folgen notwendige musiktheoretische Informationen (in gebotener Kürze, denn die Verbindung von Tonsatzunterricht mit entsprechender Literatur wird vorausgesetzt), Notenbeispiele und vielfältige Übungsaufgaben zu Harmonik und Form. Am Ende jedes Kapitels bietet ein Literaturverzeichnis die Möglichkeit zum eigenen Weiterstudium. Der Titel „Lehrplan und Arbeitshilfen” deutet bereits an, dass es in dieser Sammlung nicht um wortreiche Beschreibungen von Formen und Stilen geht, sondern um einen sinnvollen und in eigener Unterrichtstätigkeit erprobten Aufbau des Improvisationsunterrichts mit einer großen Materialsammlung.
Der großen musikgeschichtlichen (Gotik, Renaissance, Barock, Klassik, Romantik, Messiaen, Avantgarde) und formalen Bandbreite (Kantionalsatz/Bachchoral, Bicinium, Fugato, kolorierter Cantus Firmus, Pastorale, Choralvorspiel mit Vorimitation süddt./norddt. Typ, Passacaglia, Concerto, Kanon, Fuge, moderne Fantasie, Sonatensatz, Andante, Scherzo) entspricht die Anordnung der Lehrpläne über das B- und A-Studium hinaus über die Fortbildungsklasse zur Konzertreifeausbildung und zur Meisterklasse.
Nach dieser Aufzählung erübrigt es sich fast zu sagen, dass Gaars Buch endlich eine Marktlücke schließt und im Bereich der Improvisationsschulen ein „heißer Tipp” ist!
Katharina Runge
Quelle: Gottesdienst und Kirchenmusik, Bayern 1/1996, S. 36f.