Clytus Gottwald: Vokalbearbeitungen (Grün) - CDs, Choir Coaches, Medien | Carus-Verlag

Clytus Gottwald Vokalbearbeitungen (Grün)

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Der Chorleiter und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald hat in mehr als 30 Jahren Transkriptionen von Klavierliedern oder Instrumentalstücken für Chor a cappella erarbeitet. Der KammerChor Saarbrücken (Georg Grün) stellt hier eine Auswahl davon vor, die in ihrer an Ligeti geschulten Satzweise höchste interpretatorische Ansprüche stellen.
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  • Soupir. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Die Nachtigall
  • Im Treibhaus. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Träume. Transkription von Clytus Gottwald
  • Ich bin der Welt abhanden gekommen. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Les Angélus. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Des pas sur la neige. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Die zwei blauen Augen
  • Sur les lagunes. Vokaltranskription von Clytus Gottwald
  • Es muss ein Wunderbares sein
  • Morgens steh ich auf und frage
  • Und willst du deinen Liebsten sterben sehen
  • Das verlassene Mägdelein
  • Auf ein altes Bild
  • Der Gärtner
  • Tief von fern
  • Heiter
  • Der Tod
  • Sommerabend
  • Scheiden und Meiden
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  • Collage

    En hiver, la mort meurtrière
    entre dans les maisons ;
    elle cherche la sœur, le père,
    et leur joue du violon.
    Quelque hiver sur mon front morose
    un flocon de neige creva,
    que de l'ongle ...
    La mort
    leur joue du violon,
    du violon de glace,
    la mort ...
    Que contre elle ne protège
    pas une flamme au dedans.

    Rainer Maria Rilke (1875–1926), Stéphane Mallarmé (1842–1898)

    ...
  • Collage

    Im Winter tritt der mörderische Tod
    in die Häuser
    Er sucht die Schwester, den Vater
    und spielt ihnen auf der Violine.
    Irgendein Winter ließ auf meiner
    mürrischen Stirn eine Schneeflocke bersten,
    dass der Nagel ...
    Der Tod
    spielt ihnen auf der Violine,
    der Violine aus Eis,
    der Tod,
    vor ihm schützt keine Flamme
    im Innern.

    Rainer Maria Rilke (1875–1926), Stéphane Mallarmé (1842–1898)

    ...
  • Collage

    In winter murdureous death
    enters into the houses;
    he seeks the sister, the father,
    and plays the violin for them.
    Some winter left a snowflake
    to burst on my disgruntled brow,
    that the nail ...
    Death
    plays the violin for them,
    the violin of ice,
    death ...
    from him a flame within
    gives no protection.

    Rainer Maria Rilke (1875–1926), Stéphane Mallarmé (1842–1898)

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Sur les lagunes

    Ma belle amie est morte.
    Je pleure, je pleurerai toujours.
    Sous la tombe elle emporte
    mon âme et mes amours.

    Dans le ciel sans m’attendre,
    elle s’enretourna.
    L’ange qui l’emmena
    ne voulut pas me prendre.

    Que mon sort est amer !
    Ah ! sans amour s’en aller sur la mer !

    La blanche créature
    est couchée au cercueil.

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Lamento

    Mir ist mein Lieb gestorben,
    Tränen nur blieben mir,
    all mein Glück ist verdorben,
    es starb mein Herz mit ihr.

    Schön’rem Stern, licht’rem Strahle
    zog ihre Seele zu,
    und der Engel Ruh
    ließ mich im Erdentale.

    Welch ein bitteres Weh!
    Ach! ohne Lieb auf der wogenden See!

    Kalt, bleich sind ihre Wangen,
    und ihr Herz schlägt nicht mehr,

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    On the lagoons

    My fair love is dead.
    I cry, I will cry forever.
    She took with her in the grave
    my soul and my love.

    She is in heaven, come home
    without waiting for me.
    The angel who took her,
    did not want to take me.

    How bitter my fate!
    Oh! To set out to sea without love!

    The pale creature
    is bedded in her coffin.

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Im Treibhaus

    Hochgewölbte Blätterkronen, Baldachine von Smaragd,
    Kinder ihr aus fernen Zonen, saget mir, warum ihr klagt?
    Schweigend neiget ihr die Zweige, malet Zeichen in die Luft
    und der Leiden stummer Zeuge, steiget aufwärts süßer Duft.
    Weit in sehnendem Verlangen breitet ihr die Arme aus
    und umschlinget wahnbefangen öde Leere, nichtgen Graus.
    Wohl ich weiß es, arme Pflanze, ein Geschicke teilen wir,
    ob umstrahlt von Licht und Glanze, unsre Heimat ist nicht hier!
    Und wie froh die Sonne scheidet von des Tages leerem Schein,
    hüllet der, der wahrhaft leidet, sich in Schweigens Dunkel ein.
    Stille wirds, ein säuselnd Weben füllet bang den dunklen Raum.
    Schwere Tropfen seh ich schweben an der Blätter grünem Saum.

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    In the greenhouse

    High-arched crowns of leaves, emerald canopies,
    you children of distant regions, tell me, why do you lament?
    Silently you bend the branches, painting symbols in the air,
    and of suffering mute witness, sweet fragrance ascending.
    In yearning desire you spread wide your arms
    and, caught up in delusion, embrace the desolate void, devastating
    horror.
    Well I know, poor plant, one fate we share,
    though illuminated by light and brightness, our home is not here!
    And as happily the sun parts the day’s idle lustre,
    he, who truly suffers, shrouds himself in the darkness of silence.
    It becomes still, a murmur weaving, filling anxiously the dark room.

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Dans la Serre

    Hautes voûtes, couronnes de feuillage, baldaquins d’émeraude,
    enfants de zones éloignées, dites moi, pourquoi vous plaindre ?
    En silence vous penchez vos branches, peignant des signes dans
    les airs,
    et la peine de témoins muets élève vers les cieux de doux parfums.
    En un désir ardent largement vous ouvrez vos bras
    et enlacez, ô chimère, un ennuyeux vide d’horreur futile.
    Oui, je sais, pauvre plante nous partageons un même destin,
    même dans la lumière et l’éclat notre patrie n’est pas ici !
    Et comme avec joie le soleil quitte la lumière stérile du jour,
    qui souffre vraiment, se drape dans le sombre silence.
    Le calme vient, un murmure tremblant remplit inquiet la sombre

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Träume

    Sag, welch wunderbare Träume halten meinen Sinn umfangen,
    dass sie nicht wie leere Schäume sind in ödes Nichts vergangen?
    Träume, die in jeder Stunde, jedem Tage schöner blühn
    und mit ihrer Himmelskunde selig durchs Gemüte ziehn?
    Träume, die wie hehre Strahlen in die Seele sich versenken,
    dort ein ewig Bild zu malen: Allvergessen, Eingedenken!
    Träume, wie wenn Frühlingssonne aus dem Schnee die Blüten küsst,
    dass zu nie geahnter Wonne sie der neue Tag begrüßt,
    dass sie wachsen, dass sie blühen, träumend spenden ihren Duft,
    sanft an deiner Brust verglühen und dann sinken in die Gruft.

    Mathilde Wesendonck (1828–1902)

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Dreams

    Tell me, what wonderful dreams keep encircling my mind,
    which, like nothing but idle froth, have dissolved in an empty void?
    Dreams, which flourish more beautifully every hour, every day
    and with their message from heaven pass through the soul?
    Dreams, which like rays sublime sink into the soul,
    to paint eternally a picture there: all forgotten, remembering!
    Dreams, as spring sun kissed the blossoms from the snow,
    that to a never foreseen bliss they greet the new day,
    that they grow, that they blossom, dreamingly giving their fragrance,
    gently fading away on your breast and then sinking into the grave.

    Mathilde Wesendonck (1828–1902)
    Translation: Earl Rosenbaum

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Rêves

    Dis-moi, quels rêves merveilleux tiennent mes sens prisonniers,
    qu’ils ne sont pas comme la vaine écume disparus dans un vide
    ennuyeux ?
    Rêves qui à chaque heure à chaque jour fleurissent encore plus
    beaux
    et qui dans leur message du ciel joyeusement parcourez le coeur ?
    Rêves qui tels d’augustes rayons sombrez profondément dans l’âme
    pour y peindre une image éternelle : immense oubli, souvenir !
    Rêves comme soleil au printemps embrassant les fleurs hors de la
    neige
    que, comme un délice jamais attendu, le jour nouveau les salue,
    qu’ils croissent, qu’ils fleurissent, dispensent leur parfum en rêvant,

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Les Angélus

    Cloches chrétiennes pour les matines
    sonnant au coeur d’espérer encore,
    Angélus angélisés d’aurore.

    Hélas! où sont vos prières câlines?

    Vous étiez de si douces folies,
    et chanterelles d’amour prochaines!
    Aujourd’hui ma souveraine est ma peine,

    et toutes matines abolies.
    Je ne vis plus que d’ombre et de soir.

    Les las! angélus pleurent la mort,

    et là dans mon cœur résigné
    dort la seule veuve de tout espoir.

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    Das Angelusläuten

    Christliche Glocken zur Frühmesse,
    deren Klang das Herz noch hoffen lässt,
    durch das Morgenrot engelhaft verklärtes Angelusläuten.

    Ach! Wo sind eure schmeichelnden Gebete geblieben?

    Ihr wart von so süßer Entrückung,
    nahe Künderinnen der Liebe.
    Heute werde ich von meinen Schmerz beherrscht,

    die Frühmesse gibt es nicht mehr.
    Ich lebe nur noch von Schatten und Abenddämmerung.

    Ach! Die Angelusglocken beweinen den Tod,

    und hier, in meinem verzweifelten Herzen,

    ...
  • Unbenanntes Dokument

    The Angelus

    Christian bells at matins
    ringing the heart to hope anew,
    Angelus, anglicised by dawn.

    Alas! Where are your tender prayers?

    You were such sweet folly,
    and harbinger of love to come!
    Today, my sorrow reigns supreme,

    and matins are no more.
    I live but in shadows and twilight

    weary Angelus, mourning death,

    And here, in my resigned heart,
    sleeps but the widow of all hope!

    ...
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  • Der Chordirigent, Komponist und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald (1925 – 2023) hat für die zeitgenössische Chormusik wesentliche Beiträge geleistet. Als Redakteur für Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart stand er in produktivem Austausch mit seinen die Neue Musik begründenden Zeitgenossen Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und vielen anderen. Gottwald prägte mit seiner Schola Cantorum, einem 16-stimmigen Kammervokalensemble, maßgeblich die heute selbstverständlich gewordene A-cappella-Chorkultur auf höchstem technischem Niveau. Seine Transkriptionen von Klavierliedern oder Instrumentalstücken für vielstimmigen Chor a cappella, die in ihrer an Ligeti geschulten Satzweise höchste musikalische Ansprüche stellen, werden von Chören auf der ganzen Welt geschätzt. Clytus Gottwald wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, dem Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012 und dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2014. Seine Bedeutung für die Entwicklung der zeitgenössischen Chormusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. zur Person
  • Der Chordirigent, Komponist und Musikwissenschaftler Clytus Gottwald (1925 – 2023) hat für die zeitgenössische Chormusik wesentliche Beiträge geleistet. Als Redakteur für Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart stand er in produktivem Austausch mit seinen die Neue Musik begründenden Zeitgenossen Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und vielen anderen. Gottwald prägte mit seiner Schola Cantorum, einem 16-stimmigen Kammervokalensemble, maßgeblich die heute selbstverständlich gewordene A-cappella-Chorkultur auf höchstem technischem Niveau. Seine Transkriptionen von Klavierliedern oder Instrumentalstücken für vielstimmigen Chor a cappella, die in ihrer an Ligeti geschulten Satzweise höchste musikalische Ansprüche stellen, werden von Chören auf der ganzen Welt geschätzt. Clytus Gottwald wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, dem Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012 und dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2014. Seine Bedeutung für die Entwicklung der zeitgenössischen Chormusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. zur Person
  • 1990 von seinem Leiter Georg Grün gegründet, avancierte der KammerChor Saarbrücken schnell zu einem der besten Chöre Deutschlands und genießt einen ebenfalls ausgezeichneten internationalen Ruf. Dies belegen unzählige Auftritte bei Festivals im Inland und in vielen europäischen Ländern, den USA und Russland, CD-Einspielungen mit hervorragenden Kritiken, zahlreiche Rundfunkaufnahmen, nicht zuletzt der Gewinn vieler wichtiger internationaler Chorwettbewerbe und des Deutschen Chorwettbewerbs 1998 in Regensburg. Der Chor führt Werke aller Epochen auf. Im Bereich der Alten Musik arbeitet er mit professionellen Ensembles und Solisten zusammen, die sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet fühlen. Weitere Schwerpunkte sind die Interpretation romantischer Chorkompositionen sowie zunehmend auch Urauf füh rungen von Werken, die Komponisten eigens für das Ensemble schreiben. zur Person
  • Georg Grün studierte Kirchenmusik, Schulmusik, katholische Theologie, Musikwissenschaft und Dirigieren und unterrichtete mehrere Jahre die Fächer Musik und katholische Religion an einem musischen Gymnasium. 2000 folgte er einem Ruf als Professor für Chorleitung an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, mit dessen Kammerchor er ebenfalls erfolgreich tätig ist (u.a. Gewinn der Internationalen Chorwettbewerbe Cork und Maribor). Als Gastdirigent, Juror und Dozent ist Georg Grün im In- und Ausland tätig. Seit Oktober 2012 ist Georg Grün Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik Saar. zur Person

Rezensionen

Gottwald: Vokalbearbeitungen

CD-Tipp

In der Chorszene ist sein Name wohlbekannt, vor allem als Bearbeiter instrumentaler Werke für Chor a cappella. Das vielleicht geläufigste Chorarrangement von Clytus Gottwald ist Mahlers "Ich bin der Welt abhanden gekommen", populär geworden u. a. durch Eric Ericson, der die Bedeutung dieser Art Chorliteratur augenblicklich erkannte. Denn Gottwalds "Arrangements" haben wenig gemein mit den üblichen Assoziationen, die dieser Begriff weckt; sie sind ernst gemeinte und ernst zu nehmende Neuansätze einer Chorliteratur, die gerade zwischen 1880 und 1920 von der stilistischen Entwicklung und den rasanten Umbrüchen zeitgenössischer Musik abgeschnitten war. Nachdem Gottwald 1960 die Stuttgarter Schola Cantorum gegründet hatte (aus der später das SWR Vokalensemble hervorging), kam es in einem Boulez-Konzert zum Schlüsselerlebnis: Ravels "Soupir" regte bei Gottwald die Idee an, "diese Musik für Stimmen zu transkribieren, wobei mir Ligetis Technik als Motivquelle diente. Ich wollte das Neue, wie es mir in Ligetis "Lux aeterna" begegnet war, dadurch dokumentieren, dass ich dessen écriture auf die Musik von Ravel adaptierte."
Die vorliegende CD, herausgegeben zum 80. Geburtstag von Clytus Gottwald, vereint seine wichtigsten Chorbearbeitungen, manche davon als Weltersteinspielung. Bemerkenswert auch, auf welch hohem Niveau hier ein Laienensemble agiert, freilich eines, das längst internationalen Ruf genießt.

Matthias Keller
Quelle: Bayern 4 Klassik, 14.11.2005

A cappella-Bearbeitungen von Clytus Gottwald

Clytus Gottwald gehört zu den bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte: Als Gründer und Leiter der Stuttgarter Schola Cantorum hat der gebürtige Schlesier unzählige Chorwerke der Neuen Musik uraufgeführt. Darunter Kompositionen von Boulez, Lachenman, Ligeti und Zender. In der heutigen Chorszene ist Gottwald jedoch vor allem wegen seiner Tätigkeit als Arrangeur bekannt: Er hat zahlreiche Werke für Chor a cappella bearbeitet, die ursprünglich mit Instrumentalbegleitung gedacht waren. Rechtzeitig zu seinem 80. Geburtstag am gestrigen Sonntag hat die Firma Carus nun eine CD mit 20 dieser Bearbeitungen veröffentlicht, gesungen vom KammerChor Saarbrücken.

Gottwalds bekannteste Bearbeitung
"In seinem Programm hatte er von Ravel die drei Lieder nach Texten von Mallarmé. Und das erste, "Soupir", wie ich das gehört habe, dann hab ich das als Chorgesang gehört und habe mich dann hingesetzt und hab das für Chor transkribiert." Nach Ravels "Soupir" bearbeitete Gottwald das Lied "Die Nachtigall" von Alban Berg& ein Geschenk zum Geburtstag seines Freundes György Ligeti. 1983 entstand dann seine Version von Gustav Mahlers "Ich bin der Welt abhanden gekommen" - Gottwalds mit Abstand bekannteste Bearbeitung: Sie gehört heute zum Repertoire vieler europäischer Spitzenchöre und ist schon ein richtiger Schlager geworden.
Im Laufe der Zeit wollten immer mehr Chorleiter und Ensembles solche Bearbeitungen von Gottwald singen - für ihn selbst eine gute Gelegenheit, die eigenen Erfahrungen als Interpret der Neuen Musik weiter zu geben.

Nachkomponierte traditionelle Musik
"Ich bin je mehr hineingewachsen, desto mehr ich merkte, dass bei der jüngeren Generation das Interesse für das, was wir in den 60er 70er Jahren gemacht hatten, zu erlahmen begann. [ ] Ich wollte versuchen, mit dieser Arbeit einen gewissen Stillstand, der innerhalb der chorischen Entwicklung wieder statt gefunden hatte - dass man diesen Stillstand überwindet. Zwar mit traditioneller Musik, aber mit nachkomponierter traditioneller Musik, in die die chorischen Errungenschaften Ligetis mit eingeflossen sind." Diese Errungenschaften bestehen für Gottwald vor allem in der besonderen Aufmerksamkeit für jede einzelne Stimme: "Das ist etwas, was ich übernommen habe, indem ich sagte: Wenn ein Chor klingen soll, dann muss die einzelne Stimme so artikuliert sein, als ob sie solistisch wäre. Und das bringt dann plötzlich diesen reichen, fluktuierenden Klang. Bewusst ausgearbeitet findet sich das etwa in den Wagner-Transkriptionen."

Renaissance-Musik
Gottwalds Bearbeitungen profitieren jedoch nicht allein aus seiner Beschäftigung mit der Neuen Musik. Mindestens ebenso intensiv hat er sich mit der Renaissance-Musik von niederländischen Komponisten wie Josquin auseinandergesetzt - und sich ebenfalls ein paar Tricks abgeguckt. "Mit den Niederländern die Erfahrung ist die, dass ich immer darauf achte, dass die Bassregion besonders verstärkt ist. Das heißt, ich nehm viergeteilte Bässe und versuche, die tiefen Töne durch Obertöne zu stützen. Dann klingt das ganze eher wie eine Orgel als wie ein Chor. " Passenderweise ist der Kammerchor Saarbrücken insbesondere in den tiefen Bässen hervorragend besetzt - und kann Gottwalds Klangvorstellung so meistens ziemlich nahe kommen. Auf diese Weise entsteht eine sehr sinnliche, reizvolle und mitunter betörende Musik. Kein Wunder, dass der Dirigent Georg Grün vor lauter Freude über diese Farbpracht mitunter ein bisschen zu lange bei einzelnen Klängen stehen bleibt und die große Linie aus den Augen verliert. Aber ...

Marcus Stäbler
Quelle: NDR Kultur, 21.11.2005

[...] In Georg Grün finden die Werke einen Chorleiter, der Gottwalds Konzeption genau umsetzt und die vielschichtige, betörend raffinierte Klanglichkeit der Stücke mit gleichsam mikroskopischer Genauigkeit ausleuchtet. Sein vorzüglicher Kammerchor Saarbrücken singt dabei stets an der oberen Grenze dessen, was ein semiprofessionelles Ensemble zu leisten vermag, und tönt vor allem in den tiefen Männerstimmen wunderbar rund und satt. [...]

Marcus Stäbler
Quelle: Fono Forum 12/05, S.82

Produktive Umgestaltung

Vor der Kunst der produktiven Umgestaltung eines Franz Liszt verbeugt sich Clytus Gottwald tief. Dabei ist er selbst Meister in jenem Metier, das weniger im Neuschaffen als im Nachschaffen von Musik seine Meriten verteilt. Die größte Wirkung hat wohl die Adaption von Gustav Mahlers entrücktem Lied ,Ich bin der Welt abhanden gekommen' für 16-stimmigen Chor entfaltet. [ ] Die neueste Einspielung des Werkes gehört zu einer CD, die ganz dem Werk von Clytus Gottwald, der 2005 seinen 80. Geburtstag feiern konnte, gewidmet ist. Der KammerChor Saarbrücken unter Georg Grün gibt sein Bestes, die flirrenden, weit tragenden und üppig unterstimmengefütterten Gesänge zu einem Erlebnis werden zu lassen. Das Verfahren Gottwalds wirkt im ersten Moment konservativ. Nimmt er doch 'alte' Musik und zaubert aus ihr, ohne weit über die Grenzen dessen hinaus zu gehen, was sie harmonisch und strukturell auszeichnet, 'neue' Musik. [ ] Doch entscheidend ist nicht das Material, sondern das Medium - die menschliche Stimme. Durch das Umschreiben auf ein anderes 'Instrument' wird aus dem Bekannten tatsächlich etwas Neues, sehr Spannendes. [ ] eine CD, die nicht nur Chormusikfans hören können, sondern die sich unbedingt für Leute empfiehlt, die sonst mit singenden Menschen wenig anzufangen wissen.

Thomas Vitzthum
Quelle: klassik.com, 18.01.2006

Die Bedeutung des Komponisten und Chorleiters Clytus Gottwald für die Entwicklung der zeitgenössischen Chormusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. [...]
Carus hat eine CD mit von Clytus Gottwald für Chor a cappella bearbeiteten, vor allem spätromantischen und impressionistischen Werken herausgebracht: [...] Im sehr informativen Booklet (D/E/F), das auch die Liedtexte wiedergibt, beschreibt Gottwald den auslösenden Moment, Stücke für Chor zu transkribieren, seine Gründe für die Auswahl der Stücke und seine je individuelle Herangehensweise.

Quelle: Neue Zeitschrift für Musik, Jan/Feb 2006

Die Chormusik der jüngeren Moderne bzw. der Nachkriegs-Avantgarde ist ohne Clytus Gottwald und seine Stuttgarter Schola Cantorum schwer vorstellbar. Daß Gottwald auch ein herausragender Verfasser chorischer Transkriptionen war, ist dieser so brillanten wie gefühlvollen Auswahl seiner Arbeiten anzuhören. Die Individualität der hier bearbeiteten Musik bleibt in vorbildlicher Weise erhalten - Gottwalds Meisterschaft besteht in der Zurückhaltung, gleichzeitig aber auch in der Öffnung stimmlicher Räume, durch die die einzelnen Werke über den Status des Arrangements hinauswachsen. Die besonderen Eigenarten des Chorsatzes, das organische Miteinander und die zwingend melodische Identität jedes Einzelparts im Stimmgeflecht weisen Gottwald als subtil einfühlsamen Mit-Komponisten aus.

In der Auswahl der zumeist zwischen Spätromantik und Impressionismus stehenden Werke trägt Gottwald dem Umstand Rechnung, daß zu dieser Zeit autonome Chormusik keine wirkliche Rolle spielte und insofern in der Chorpraxis eine historische Lücke zur Moderne besteht. Bis zu einer 16stimmigen Aufteilung der Chorstimmen, Stimmkonstellationen, die einen fehlenden Grundton imaginieren, aber auch gezielte Dopplungen von Obertönen durch Einzelstimmen - das sind hier u.a. hochkarätige Handwerkszeuge zum Zaubern mit und Verzaubern durch Klänge und Farben. Frühe Lieder von Berg und Webern in ihrem eigenartigen fin-de-siècle-Tonfall, Zart-Melancholisches von Hugo Wolf und zwei sinnlich-vibrierende Chorstudien zu Wagners Tristan faszinieren ebenso wie die farblich diffizil aufgebrochenen Beiträge von Ravel und Debussy, wobei Gottwald das Debussy-Prelude Des pas sur la neige mit einem von Mallarme tropierten Rilke-Text pointiert zu chorischem Leben erweckt. Auch Berlioz und Liszt, „Progressive” ihres Jahrhunderts, und Gustav Mahler zeigen sich hier optimal chortauglich. Georg Grün und der KammerChor Saarbrücken interpretieren diese stets zerbrechliche Musik in ihrem figürlichen und klanglichen Filigran und geben in keiner Phrase den Versuchungen eines aufgeblasenen Sounds nach - eine echte Hommage an ihren Stuttgarter Kollegen und die Chance, diese immer wieder in die Ritzen der Musikgeschichte gefallene Musik neu und eindringlich zu hören!

Hans-Christian v. Dadelsen
Quelle: Klassik-Heute.com, 30.12.02005

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