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Compositeur
Felix Mendelssohn Bartholdy
| 1809-1847
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Éditeur
John Michael Cooper
Critiques
Felix Mendelssohn
Felix Mendelssohn: Bartholdy: Tu es Petrus op. 111
In der Reihe der Stuttgarter Mendelssohn-Ausgabe legt John Michael Cooper Mendelssohns Versuch im alten Stil „Tu es Petrus” vor. Mendelssohn besuchte im September 1827 die Stadt Heidelberg. Überraschend, nämlich weil das Wetter schlecht wurde, besuchte er Anton Friedrich Justus Thibaut, einen der Vordenker der cäcilianischen Bewegung. Bekanntlich sahen die Cäcilianer in Palestrina bzw. seinen Zeitgenossen das vollkommene und ewig gültige Ideal des Kirchenstils, der musica sacra, verwirklicht. Mendelssohns Beschäftigung mit Bach ist bekannt. Mendelssohn interessierte sich aber auch für die kontrapunktischen Ahnen seines großen musikalischen Vorbildes. „Tu es Petrus” ist eine Komposition, die sich an der Palestrina-Technik orientiert. In staunende Bewunderung verfällt, wer feststellt, mit welcher Souveränität der Komponist der Sommernachtsouvertüre diesen Stil handhabt. Dabei bleibt es nicht einfach bei einer Stilkopie. Mendelssohn verknüpft die Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts mit der Technik Bachs, was sich äußerlich am Beizug der Instrumente ablesen lässt, und er verbindet modale mit funktionalen Passagen. Ob der Text heute als biblisches Wort aufgefasst wird oder ob es ausschließlich auf inthronisierte Petri und deren Jünger beschränkt ist, dürfte umstritten sein. Deshalb singt man das Stück wahrscheinlich besser im Konzert als im Pontifikalamt.
Quelle: Singen und Musizieren im Gottesdienst 4/97, S. 185