Helmuth Rilling - Lieblingskantate

hr

Der Himmel lacht! Die Erde ­jubilieret BWV 31



In jedem Satz dieser frühen Kantate ist das Ostergeschehen überaus lebendig spürbar. Bach begrüßt zunächst den Auferstandenen mit einer prächtigen, von Trompeten dominierten Sinfonia. Im Unisono scheinen alle Instrumente herbeizustürmen, um den Auferstandenen dann in solistischen Passagen und akkordischen Blöcken zu preisen. Im einleitenden, ungewöhnlicherweise fünfstimmigen Chorsatz trägt Bachs Musik im Allegro einen hinreißend enthusiastischen Charakter. Er lässt einen Adagio-Teil folgen, der akkordisch an die zurückliegende Passion erinnert und schließt mit einem dritten Abschnitt, der die Vitalität des Anfangs aufnimmt.

Für die drei Solisten schreibt Bach jeweils ein Doppelglied Rezitativ und Arie. Die ständigen Tempowechsel in den Rezitativen sorgen für eine ungemein abwechslungsreiche und lebendige Interpretation des Textes. Die erste Arie für den Bass ist nur vom Continuo begleitet. Ihr Textbeginn "Fürst des Lebens, starker Streiter" löst einen majestätisch punktierten Rhythmus aus, der das ganze Stück bestimmt. Die Tenorarie "Adam muss in uns verwesen" bettet Bach in einen Satz für Streicher, der durch die ständigen Sechzehntel der Oberstimme Lebendigkeit, aber durch die Besetzung mit zweigeteilten Bratschen auch Wärme besitzt. Die dritte Arie "Letzte Stunde brich herein" entfaltet sich als Dialog zwischen Sopran und Oboe. Zeile für Zeile erklingt dazu in Violinen und Bratschen der Choral „Wenn mein Stündlein vorhanden ist“. In entrückt meditativer Weise ist der Hoffnung auf das persönliche Weiterleben nach dem Tode Ausdruck verliehen.

Der Schlussvers desselben Lieds erscheint als Schlusschoral: "So fahr ich hin zu Jesu Christ". Wie so oft erklingt der Choral im vierstimmigen Satz des Chores. Darüber gibt Bach der ersten Trompete und der ersten Violine eine Obligatstimme – der Glanz der Auferstehung fällt auf den Choral. Die auf den Zeilenenden stehenden Fermaten sind auf Viertel­noten notiert. Für die Oberstimme setzt Bach die Fermate ein Achtel später. Es ist bewegend, wie dadurch die dringliche Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod im Schlusschoral an Ausdruck gewinnt.

 

 

 

 


Foto: © Holger Schneider