absences («fragmenté»)
2. Streichquartett 1991-92/1997
Der Komposition von absences (« fragmenté ») gingen verschiedene Überlegungen voraus: zum einen das Projekt „approches: « H II » linéaires“ über einen Text von Anne-Marie Albiach, woraus das noch unentwickelte Grundmaterial entnommen wurde, zum anderen die Suche nach einem Fragmentkonzept, das – entgegen meiner früheren Auffassung von willkürlicher Aufsplitterung in „kleine“ Einheiten – das Fragment in einen komplexen klanglichen und harmonischen Zusammenhang bringt.
In absences (« fragmenté ») spielen die Zahlen 1 bis 6 eine zentrale Rolle (Mallarmé/Albiach), sowohl in der Fragmentierung des musikalischen Textes als auch in sämtlichen anderen Parametern (die Großform – initiale / Teil I / intercalaire / Teil II – scheint dem zu widersprechen; das Quartett ist jedoch Teil eines größeren Werks für 3 Instrumentalgruppen mit der Form initiale / Teil I / intercalaire / Teil II / intercalaire / Teil III / épilogue; das Fehlen des Kontextes wird mit dem ersten Teil des Titels angedeutet).
Der musikalische Text wird als erstes in „Großfragmente“ zerlegt. Diese sind je definiert durch:
- 6 Zentralakkorde von unterschiedlicher Dichte
- 6 Rahmenintervalle (zur Steuerung des Tonhöhenumfangs)
- sich kontinuierlich verkürzende Gesamtdauer
- perspektivische Auffächerung der Klangfarben (d.h. Spielarten: am Steg, mit Dämpfer, normal, Pizzicato, Flageolettgriff, auf dem Griffbrett)
Durch die allmähliche Schrumpfung der Großfragmente nimmt der Raum dazwischen immer mehr Zeit ein. Er wird mit raren, ruhigen Geräuschaktionen von jeweils drei Spielern frei gestaltet.
Die Großfragmente werden ihrerseits in „Kleinfragmente“ aufgeteilt, die Träger des gesamten musikalischen Materials werden. Sie sind je definiert durch:
- 1 Zentralton, dessen Tonhöhe indirekt proportional zur Länge des Fragments berechnet wird. Referenz ist Grundton und Obertöne eines tiefen balinesischen Gongs: F = 87 Hz
- 1 Teilakkord (Teil des Zentralakkords des übergeordneten Großfragments), wobei die Tonhöhen an das Spektrum des tiefen Gongs angeglichen werden
- die innerhalb des Teilakkords existierenden Differenztöne ersten Grades
- die innerhalb des Teilakkords existierenden Summationstöne ersten Grades
- Modulation des Teilakkords durch den Zentralton
- Klangfarbenvariationen (Spielweisen) zweiten Grades
In den Räumen zwischen den Kleinfragmenten erklingt jeweils der Zentralton des gerade verklungenen Fragments, dessen Spielweise organisch in die Hauptspielweise des nächsten Fragments übergeleitet wird, und zwar von dem Instrument, das als nächstes aus dem Quartett heraustritt.
Walter Feldmann
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Komponist*in
Walter Feldmann
| 1965Walter Feldmann ist ein Schweizer Komponist und Flötist. Seine akribischen Kompositionen sind bekannt für ihren Bezug zu Literatur und Text. Literatur und Musik durchdringen sich somit in all seinen Aktivitäten. www.walterfeldmann.com zur Person
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